Lecture-Recital mit Pi-Hsien Chen, Martin Zenck und dem Ensemble „Frank Zappa“ der Hochschule für Musik Mainz
(Foto: Mit freundlicher Genehmigung des SWR Baden-Baden.)
Freitag, 18. November 2016 I 19:30 Uhr I Roter Saal
Anmeldung hier.
Pierre Boulez war zweifellos einer der renommiertesten Künstler unserer Zeit: Nicht nur als Komponist machte er sich einen Namen, auch seine Arbeiten als Intellektueller, Autor, Theoretiker, Dirigent und Interpret sind wegweisend. Die 2016 veröffentlichte Studie des Würzburger Musikwissenschaftlers und Boulez-Kenners Prof. Dr. Martin Zenck, „Pierre Boulez. Die Partitur der Geste und das Theater der Avantgarde“, würdigt dessen Gesamtschaffen in umfassender Form.
Im Konzert für Boulez wird Prof. Dr. Zenck das Buch präsentieren und den im Januar verstorbenen Künstler näher vorstellen. Die Freiburger Pianistin Pi-Hsien Chen, Spezialistin für Neue Musik, wird zwei Versionen der „Troisième Sonate pour piano“ (1957) von Pierre Boulez spielen. Der zweite Teil des Programms ist einem besonderen Freund von Pierre Boulez gewidmet: Frank Zappa. Ein speziell für den Abend zusammengestelltes Ensemble der Abteilung Jazz und Populäre Musik wird ausgewählte Werke des Avantgarde-Rockmusikers spielen.
Inhaltsverzeichnis
Programm
Pierre Boulez: Troisième Sonate pour piano (1957): erste Version. Pi-Hsien Chen, Klavier
Gespräch zwischen Martin Zenck und Pi-Hsien Chen über die offene Form der dritten Klaviersonate von Boulez
Pierre Boulez: Troisième Sonate pour piano (1957): zweite Version. Pi-Hsien Chen, Klavier
* Pause *
Vortrag: Martin Zenck: „Pierre Boulez, der Ethnograf und Freund von Frank Zappa“
Werke von Frank Zappa – Ensemble „Frank Zappa“ der Hochschule für Musik Mainz
Buch-Präsentation von und mit Martin Zenck: „Pierre Boulez. Die Partitur der Geste und das Theater der Avantgarde", Wilhelm Fink-Verlag, Paderborn 2016
Änderungen vorbehalten.
Pierre Boulez - Die Partitur der Geste und das Theater der Avantgarde (Buch)
Pierre Boulez zählte zweifellos zu den renommiertesten Komponisten unserer Zeit. Von außerordentlicher Bedeutung war darüber hinaus seine Rolle als Intellektueller, Autor, Theoretiker, Dirigent und Interpret.
Martin Zenck legt mit seinem Buch Die Partitur der Geste und das Theater der Avantgarde die erste umfassende Studie über dessen vorläufiges Gesamtwerk in deutscher Sprache vor. Zenck verbindet es mit Boulez’ theoretischen Schriften, seiner Praxis als Dirigent und ›Kulturmanager‹ vor dem Hintergrund der philosophischen Diskurse und dem Panorama der anderen Künste seiner Zeit.
Im Mittelpunkt steht dabei der Musikdenker Boulez, der das Kompositorische selbst als eine genuine Denkpraxis begreift, die Martin Zenck auf völlig neue Weise als eine Praxis des ›Gestischen‹ versteht. Diese führt auf eine vierfache Signatur zurück: Die Textur der Schrift, ihre Bewegung einerseits, die zweitens den Leib und seine Gebärden einschließt, zum Dritten das synästhetische Spiel der Sinne und ihre verschiedenen Medien, und schließlich das performative Moment der Darbietung, der Präsentation, das auf seine Weise allererst Raum und Zeit entstehen lässt.
Biografie Prof. Dr. Martin Zenck
Nach dem Studium der Musikwissenschaft, Philosophie und Neueren Deutschen Literaturwissenschaft in Freiburg und an der FU Berlin und TU Berlin wurde er dort 1975 mit einer Arbeit über den Kunstbegriff Theodor W. Adornos Kunst als begriffslose Erkenntnis promoviert. 1982 folgte die Habilitation über Die Bach-Rezeption des späten Beethoven bei Carl Dahlhaus an der TU Berlin.
Nach beruflicher Tätigkeit von 1982 bis 1985 als Produzent für Neue Musik beim WDR in Köln und von 1986 bis 1989 wissenschaftlicher Arbeit als Heisenberg-Fellow der Deutschen Forschungsgemeinschaft folgte er 1989 einem Ruf auf eine Professur für Historische Musikwissenschaft an der Universität Bamberg. 1994 war er Fellow der Rockefeller Foundation Lake Como. Seit den 1990er Jahren war er Mitglied und Vize-Vorsitzender des internationalen Goethe-Instituts in München, für das er Musik-Projekte in der Sowjet-Union und späterem Russland und in Indien durchführte. Seit dem Wintersemester 2006/07 war er Professor für Musikwissenschaft mit den Schwerpunkten auf der Neuen Musik und der Ästhetik an der Universität Würzburg. 2011 war er für drei Monate mit den finanziellen Mitteln der Fritz-Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung in Washington D.C., um dort in der Library of Congress am Nachlass des Pianisten und Komponisten Eduard Steuermann zu arbeiten. Im gleichen Jahr war er ebenfalls mit der Unterstützung der Fritz-Thyssen-Stiftung für zwei Monate in Basel, um dort seine Studien zur Exilforschung über den Komponisten Stefan Wolpe in der Sammlung „Stefan Wolpe“ der Paul Sacher Stiftung weiter zu fördern.
2013 wurde Zenck mit dem mit 10.000 Euro dotierten Happy New Ears-Preis der Hans und Gertrud Zender-Stiftung ausgezeichnet. 2013 war er Gastprofessor an der University of Chicago mit den Schwerpunkten auf der Labyrinthforschung in den spaces of knowledge und auf der Musiktheorie und Kompositionspraxis von Pierre Boulez.
Biografie Pi-hsien Chen
Pi-hsien Chen kam im Alter von 9 Jahren nach Köln, wo sie in die Klavierklasse von Hans-Otto Schmidt-Neuhaus aufgenommen wurde. Später studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater Hannover bei Hans Leygraf. Mit 21 Jahren gewann sie den 1. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Es folgten der 1. Preis beim Schönberg- und Bach-Wettbewerb in Rotterdam und Washington D.C. Sie konzertiert auf allen großen Podien in Europa, Asien und Amerika. Dabei gilt ihr besonderes Interesse der Neuen Musik. CD-Aufnahmen machte sie u.a. mit Werken von Johann Sebastian Bach, Arnold Schönberg, Jean Barraqué und York Höller, darüber hinaus spielte sie auf zwei CDs das gesamte Klavierwerk von Pierre Boulez ein. Von 1983 bis 2004 war Pi-hsien Chen Professorin für Klavier an der Hochschule für Musik Köln. Seit dem Sommersemester 2004 lehrt sie in gleicher Position an der Musikhochschule Freiburg.