Mittwoch, 07. September 2016 I 19:00 Uhr I Roter Saal
Texte von Wilhelm Müller
Hans Christoph Begemann, Bariton
Burkhard Schaeffer, Klavier
(Burkhard Schaeffer, Christoph Begemann)
Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ führt uns direkt ins restaurative Österreich der 1820er Jahre. Nach der Niederlage Napoleons und der Neuordnung Europas im Wiener Kongress bestimmte vor allem Fürst Metternich den harten, restriktiven innenpolitischen Kurs. Die Erfahrungen der Französischen Revolution und der anschließenden Kriege führten dazu, dass die Regierungen alle Formen einer liberalen oder gar radikalen Opposition im Innern sofort und unnachgiebig verfolgten. Metternich installierte in Österreich ein ausgeklügeltes Spitzelsystem. Niemand konnte sicher sein, nicht auch ausgehorcht und denunziert zu werden. Inmitten eines solchen Systems blieb nur der Schritt in eine Art „innerer Emigration“, vom politischen Engagement der Befreiungskriege der Rückzug ins Private. Auch im Freundeskreis Schuberts waren Hausdurchsuchungen und Verhaftungen an der Tagesordnung. Die Verhaftung seines Freundes Johann Senn 1820 und dessen anschließende Verurteilung zu 14 Monaten Gefängnis waren eine erste traumatisierende Erfahrung Schuberts.
In seinem Freundeskreis musste Schubert 1823 auf einen Gedichtzyklus in der ein Jahr zuvor verbotenen Literaturzeitschrift „Urania“ aufmerksam gemacht worden sein. Dort erschienen 12 Wanderlieder eines gewissen Wilhelm Müller, der sich in den Befreiungskriegen und in seiner Begeisterung für den griechischen Befreiungskampf gegen das osmanische Reich einen Namen als liberaler Denker gemacht hatte. Schubert war von diesen Gedichten begeistert. Er veröffentlichte seine Lieder aber erst, als er 1827 auf die weiteren 12 Gedichte Müllers stieß, die diesen Zyklus vervollständigten. Das erste Mal stellte er diesen neuen Zyklus noch im selben Jahr bei einer privaten Feier seinen engsten Freunden vor.
(Quelle: Württembergisches Kammerorchester Heilbronn)